Verlust der Artenvielfalt des Meeres

Wale und Delphine, Robben und Haie können sich der Aufmerksamkeit des Publikums sicher sein. In den Blickpunkt rücken auch in ihrem Bestand gefährdete Speisefische wie zum Beispiel der Rote Thunfisch und der Kabeljau. Es war in den Siebziger Jahre des letzten Jahrzehnts der traurig-niedliche Blick der Seehundjungen, deren weißes Fell begehrt war und der Gesang der gejagten Wale, der überhaupt erst die Tür zum maritimen Umweltschutz öffnete. Deswegen haben diese bekannten Galionsfiguren maritimen Lebens ihren unschätzbaren Anteil daran, dass Meeresschutzgebiete entstanden, Giftmüllverklappung an den Pranger gestellt wurde und Fangmoratorien vereinbart wurden.

Ob der Verlust einer Art eines Großtieres, von dem es im Verhältnis nur wenig Exemplare gibt, tatsächlich wesentlichen Einfluss auf das jeweilige Ökosystem hat, kann nicht sicher beantwortet werden. Welchen Einfluss hätte ein Verschwinden des Eisbären für das arktische Leben. Die Robbe würde einen ihrer Fressfeinde verlieren - reicht dies aus, um eine nachhaltige und erkennbare Änderung oder Beeinträchtigung des Ökosystems Arktis herbeizuführen?

 

Letztlich wird für das Ökosystem Meere und Polargebiete nichts anderes gelten, als für jedes andere System. Die Zauberformel ist die der Notwendigkeit der Biodiversität, d.h. der biologischen Vielfalt. So hat erfolgt zum Beispiel 95 % der Photosynthese im Meer durch für das menschliche Auge nicht sichtbare Pflanzen, dem Phytoplankton, welches wiederum derart unterschiedliche Größen hat, dass große Phytoplantkonzellen von den größten tierischen Planktonzellen, dem sog. Zooplankton gefressen werden kann. Diese wiederum, wie z.B. die dazu gehörenden Ruderfußkrebse dienen bereits Fischlarven als Nahrung.

 

Zum bekanntesten Kleinstlebewesen zählt der Krill. Dieser Kleinstkrebs filtert Phytoplankton aus dem Wasser und ist die Hauptnahrung vieler Ware, Robben, Eisfische, Tintenfische, Pinguinen und Albatrossen. Eine sichere Schätzung über den Bestand des Krills gibt es nicht. heute wird die Biomasse des Antarktischen Krills im Südpolarmeer auf 30 bis maximal 60 Millionen Tonnen geschätzt. Alleine diese Bandbreite zeigt die fehlende Belastbarkeit dieser Schätzung. Heute beträgt der Gesamtfang des Antarktischen Krills ca. 90.000 Tonnen im Jahr. Bis zu 10 % der Biomasse Krill soll jedoch ohne Schädigung des gesamten Ökosystems Antarktis nutzbar sein - woher kommt bloß diese Annahme, wenn noch nicht einmal bekannt ist, wie groß der Bestand des Krills nun tatsächlich ist. Es ist noch nicht lange her, da wurde angenommen, dass sich die Masse des gesamten Krills auf über eine Milliarde Tonnen beläuft....

 

Dies zeigt alles nur eines - es kommt auf den Erhalt der biologischen Vielfalt der Meere an und es wird letztendlich keine Art wichtiger oder unwichtiger sein. Sicherlich würde z.B. eine Bestandsbeeinträchtigung des Arktischen Krill erheblich größere Auswirkungen auf das Ökosystem haben wie z.B. ein Verschwinden des bereits zitierten Eisbären aus der Arktis für das dortige System. Im Ergebnis sollte Ziel wirksamen maritimem Umweltschutzes daher nicht der Schutz einzelner Arten sein, sondern ein immer größeres Netz von Meeresschutzgebieten, sog. Marine Protected Areas.