Erhöhung der Wassertemperaturen

Das Oberflächenwasser der Ozeane hat sich im Schnitt in den vergangenen 150 Jahren um 0,6°C erwärmt. Diese Erwärmung ist etwas weniger als die global gemittelte Lufttemperatur, doch gleicht sich deren Verlauf und Anstieg. Ein beachtlicher Anstieg zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer ca. 40jährigen Stagnationsphase und dem dann folgenden wiederum bemerkenswerten Anstieg in den Jahren seit 1980.

Wenn von einem beachtlichen Anstieg gesprochen wird, reden wir von ca. 0,2-0,3°C, also auf den ersten Blick eine absolut vernachlässigbare Größe. Aber auch hier zeigt sich die Unbrauchbarkeit von Statistiken und Durchschnittswerten, wenn es darum geht, die konkreten Folgen einer derartigen Entwicklung aufzuzeigen und begreiflich zu machen.

 

Die Temperaturentwicklung in den Ozeanen fällt nämlich völlig unterschiedlich aus. So ist auch die Lufttemperatur in der Arktis doppelt so schnell gestiegen wie im Rest der Welt, was wiederum dazu führt, dass die Eisfläche des Polarmeeres gerade im Sommer dünner wird und schrumpft. Dies führt wiederum dazu, dass durch den Rückgang der Eisbedeckung die Wassertemperaturen besonders stark steigen. So ist in einigen Teilbereichen des Nordpolarmeeres in den letzten dreißig Jahren ein Anstieg der Oberflächentemperaturen des Wassers von 3°C im Jahresmittel beobachtet worden. Und ein derartiger Temperaturanstieg ist ja nun weitaus beachtlicher als die oben erwähnten 0,6°C. Umso bemerkenswerter wird diese Zahl, wenn sich vor Augen geführt wird, dass bei der globalen Durchschnittslufttemperatur gerade einmal 5°C reichen, um das letzte Jahrhundert von der Eiszeit zu trennen.

 

Der letzte Hinweis war natürlich Augenwischerei, da die genannten 5°C Durchschnittslufttemperatur mit den ganz am Anfang genannten 0,6°C durchschnittliche Erhöhung der Wassertemperatur zu vergleichen sind. Wo diese Zahlen aber hinführen zeigen neueste Studien, die einen Anstieg der durchschnittlichen (!) Lufttemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts in einem Rahmen von 1,1°C bis 6,4°C sehen.....

 

Was ist also heute sicher fassbar?

 

Seit Beginn der Satellitenbeobachtung 1979 hat sich die Eisfläche der Arktis um 20 % verringert. Die erste Befahrung der sogenannten Nord-West-Passage im Sommer war im Jahr 2009 möglich. Es wird nicht lange dauern, bis auch die Befahrung der Nord-Ost-Passage entlag der russischen Nordküste möglich sein wird.

 

Es ist noch nicht lange her, dass eine völlige Eisfreiheit der Arktis erst für das Ende dieses Jahrhunderts prognostiziert wurde. Jetzt gilt es als sicher, dass dieser Fall bereits 2040 eintritt, einige Experten rechnen hiermit schon in 10 Jahren. Und dies wird dramatische Auswirkungen auf das Ökosystem Nordpolarmeer haben. Wasserratten, Lemminge, Hermeline, Schnee-Eulen, Wiesel oder Robben - sie alle werden existentiell durch die Änderung ihrer Umwelt in ihrem Bestand getroffen werden. Das größte Opfer wird der Polarbär sein. Von November bis Mai ist er darauf angewiesen auf dem Packeis zu jagen, um sich die notwendigen Fettreserven anzueignen, die ihn dazu befähigen den Winter zu überleben und auf dem Festland in den Höhlen ihre Jungen zur Welt zu bringen. Der Rückgang des Packeises bedeutet die Zerstörung seines Jagdreviers. Die Mangelernährung im Sommer führt dazu, dass der Polarbär den Winter nicht überleben wird, und wenn - für den Bestand dramatischer - nicht in der Lage sein wird, seine Jungen aufzuziehen.

 

Die bisherige Darstellung der Erwärmung der Ozeane bezieht sich auf das Oberflächenwasser, also eine Schicht von ca. 50 bis 200 m. Noch gar nicht abschätzbar sind die Folgen einer Erwärmung des Tiefenwassers, mit der nach allgemeiner Ansicht durch Vermischung zu rechnen ist. Diese wird besonders in den sog. Tiefenwasserbildungsgebieten im nördlichen Atlantik und dem Antarktischen Ozean relevant sein, also den Gebieten, in denen Wasser von der Oberfläche in die Tiefe sinkt.